Ein allgemein anerkanntes Prinzip für den Fremdsprachenunterricht lautet: “as much L2 as possible, as little L1 as necessary”, also so viel Fremdsprache wie möglich und so wenig Input in der Erstsprache bzw. auf Deutsch wie nötig. Damit stellt sich jedoch die Frage, in welchen Situationen und wie viel Deutsch darf es denn im Englischunterricht sein? So kann eine Erklärung auf Deutsch (einigen) Schüler*innen eine Hilfe sein. In einer Studie stellten Eva Wilden und ich zudem die Frage, ob nicht die Fremdsprachenkompetenz auch verantwortlich dafür ist, ob Englischlehrer*innen in der Grundschule auf ihre Muttersprache zurückgreifen (Wilden & Porsch, 2020). 844 Lehrkräfte wurden 2017 befragt, wobei lediglich 40 % Englisch studiert hatten. Alle anderen hatten entweder einen Nachqualifikationskurs besucht oder keine Ausbildung in Englisch (außer ihrer Schulausbildung) erhalten.
Die Ergebnisse zeigen: Alle Englischlehrer*innen greifen in in verschiedenen Situationen bewusst auf Deutsch im Unterricht zurück. Allerdings verwenden Englischlehrer*innen, die das Fach nicht studiert haben, deutlich häufiger Deutsch im Englischunterricht als ihre fachkonform unterrichtenden Kolleg*innen. Kritisch ist das, da die Schüler*innen in der Grundschule lediglich 2-3 pro Woche Englischunterricht haben und dann noch weniger die englische Sprache hören. Andere Studien zeigen zudem, dass der Lernerwerb durch die Lehrkraft mit ihren Sprachfähigkeiten sowie der Menge an Input beeinflusst wird. Die Befunde verweisen darauf, dass nicht alle Englischlischlehrer*innen gleichermaßen häufig Englisch sprechen. Sie sprechen eher Deutsch, wenn sie selbst unsicher in der Fremdsprache sind.
Wilden, E. & Porsch, R. (2020). Teachers’ self‐reported L1 and L2 use and self‐assessed L2 proficiency in primary EFL education. Studies in Second Language Learning and Teaching, 10(2), 633-657.
Die Studie ist hier zu lesen: https://pressto.amu.edu.pl/index.php/ssllt/article/view/24693